Donnerstag

Schweigen ist nichts für Feiglinge


Namaste! Die Stille ist nicht Abwesenheit von Klang, Stille heißt in Einklang mit der Welt zu sein! 

Ich bin zurück von meinem ersten Schweige Retreat. Ich gebe zu, ich hatte Respekt davor. Doch ich war auch gespannt, wie uns die renommierte Yogalehrerin Helga Simon-Wagenbach führen würde.

Meine Erkenntnisse in Kürze: In mir ist ein innerer Raum einem Universum gleich, mein Geist ist ein hyperaktives Springgankerl und im Außen leise kann im Innen ganz schön laut sein.



Meditation in Aktion

Wie wertvoll Stille ist, habe ich ja bereits in den vergangenen Monaten als Bedürfnis ganz tief aus mir entdeckt. Nie zuvor habe ich sie so gesucht und so gebraucht, wie seit der Zeit, in der ich lerne, bewusster mit mir umzugehen. Im Auto brauche ich kein Radio, zuhause läuft kein Fernseher oder Musik nebenbei. Die Lautstärke, mit der wir uns gewöhnlich im Alltag umgeben, ist Ablenkung. Wenn es im Außen laut ist, kann ich das Innen nicht hören. Ablenkung war für mich lange Überlebensstrategie. Bis sich meine Seele ein Megafon zulegte…

Wenn Herz und Seele sprechen
Doch ein paar Tage tatsächlich zu schweigen, keine Kommunikation auf irgendeinem Weg zu anderen Menschen haben und zu meditieren - das ließ mich doch etwas angespannt sein. Welche Abgründe würden da wohl wieder an die Oberfläche treten können?! Doch genau um das geht es ja: Dass man wieder sein Herz und seine Seele hört - auch wenn man Angst davor hat, was sie zu sagen haben.


Helga Simon-Wagenbach und ich.
Letztendlich waren es 2,5 Tage, die wir nach zwei Tagen Vorbereitung im Rahmen meiner Yogalehrer-Ausbildung tatsächlich schwiegen. Helga Simon-Wagenbach ließ uns nicht stundenlang auf unserem Kissen sitzen, sondern "beschäftigte" uns mit verschiedenen Meditationsmethoden. Rezitieren, Vorträge, Bewegungsmeditation, Gehmeditation, geführte Sitzmeditation und auch stilles Sitzen. By the way: eine beeindruckende Frau, die mit ihren 80 Jahren selbst lieber noch auf einem Meditationskissen sitzt als auf einem Stuhl.

Entdecke das unendliche Universum in dir!
Die Erfahrungen und inneren Erlebnisse in diesen Tagen waren so vielfältig. Eine überstrahlt für mich jedoch alles: Ich trage ein Universum in mir. Ein Schloss, in dem es so viele Geheimnisse zu entdecken gibt. Der Raum ist verbunden mit dem großen Ganzen, ein Zimmerchen in der unendlichen Bewusstseins-Welt. Das ist der Ort, an dem ich unverwundbar bin, an dem mein unverletztes, strahlendes Innerstes wohnt. Dieses Gefühl will ich mir bewahren - und das Wissen, dass man diesen Ort immer mit sich trägt und jederzeit dorthin gehen kann. Hier ist es sicher, hier ist kein Leid, hier ist Unendlichkeit, hier bin Ich.

Stolz machte mich - ja, ich weiß, böses Ego:-), dass Helga auch von Meditation in Aktion sprach. Man muss sich nicht still auf sein Kissen sitzen, sondern sollte die Meditation mit in jede Handlung nehmen. Achtsam duschen, langsam Tee kochen und jede Bewegung bewusst ausführen, beim Gehen jeden Schritt wahrnehmen, im Jetzt sein. Das ist genau das, was ich euch hier immer predige - siehe meine Jogging-Meditation, die Zwangspause im Supermarkt oder der Staubsauger als Achtsamkeitsmaschine.




ÜBUNG: Bewegungsmeditation


1. Zentriert euch! Steht still und bringt die Hände im anjali mudra - wie beim Namaste-Gruß - vor der Brust zusammen. Einatmen.

2. Streckt die Hände in einer gebenden Geste nach vorne. Ausatmen.

3. Bewegt die Arme über die Seite nach oben. Macht euch weit und offen. Die Hände zeigen geöffnet zu eurem Kopf, den ihr leicht nach oben neigt. Einatmen.

4. Bringt die Arme abgewinkelt zur Hälfte nach unten. Lasst in Schulter, Nacken, Rücken los, senkt den Kopf. Ausatmen.

5. In dieser Position einatmen.

6. Nach vorne beugen und die Hände mit den Handrücken zum Boden bringen, alles abgeben. Ausatmen.

7. Aufrichten, die Arme nach oben über den Kopf bringen. Einatmen.

8. Die Hände vor der Brust zusammenbringen. Ausatmen.

9. Einige Mal wiederholen. Den Bewegungsfluss spüren. Ganz bei der Übung und beim Atem sein.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen