Namaste! Es ist ganz schön schwer, ein Yogi zu sein - nein, ist es nicht! Ein Yogi isst kein Fleisch und ist zu allen Lebewesen (Menschen eingeschlossen) nett, ein Yogi urteilt nicht, ein Yogi hat keine Erwartungen, ein Yogi kann durch Meditation sein Gedankenkarussel stoppen, ein Yogi lässt sich von seinen Mitmenschen nicht beeinflussen, ein Yogi hat keine Zukunftsängste und lebt ganz im Jetzt usw usw.
Das alles erscheint euch unerreichbar und deshalb abschreckend? Ertappt, das sind eure eigenen Ansprüche, die euch das Yogi-Leben schwer machen. Euer Buddha-Frosch erhebt sicher keinen mahnenden Zeigefinger:-) Die hehren Ideen der Philosophie sollen nur anspornende Ziele sein, mit denen mehr Leichtigkeit ins Leben einziehen kann. Dabei ist keine Rede von einer To-Do-Liste, die auf dem Weg zum perfekten Yogi abgehakt werden muss.
Yoga beginnt bei der Erkenntnis - jeder Moment, in dem ihr euch begegnet und euer Verhalten im Sinne der Yoga-Philosophie reflektiert, ist yogisch und unglaublich kostbar für eure Entwicklung.
Entscheide dich für die Veränderung
Eine ganz liebe Freundin sagte einmal zu mir: "Deine ganzen Yoga-Sätze klingen zwar ganz gut, aber so zu leben schaffe ich doch nie. Vieles ist doch auch total weltfremd, zu abgehoben für die Gesellschaft." Auf den ersten Blick vielleicht, da gebe ich ihr recht. Doch alle Yoga-Weisheiten aus Patanjalis Yogasutra, aus den Upanishaden oder der Bhagavagita sind auf unser modernes Leben übertragbar. Es geht nicht darum, sie zu 100 Prozent zu erfüllen, doch die Essenz für sich herauszuziehen. Für einen selbst und wie es zu einem passt - und nur darum geht es doch. Ob man dann vielleicht in der Gesellschaft etwas komisch angeguckt wird, wenn man nicht mehr nach den von unseren Mitmenschen gewohnten Mechanismen funktioniert, steht auf einem anderen Blatt. Einer meiner Yoga-Lehrer sagt gerne: "Wer sich nicht verändern möchte, sollte die Finger von Yoga lassen."
Yoga ist für den Menschen da
Niemand verlangt von dir, dass du dich mit den uralten Weisheitsbüchern beschäftigt. Niemand verlangt von dir, dass du dein Leben komplett umkrempelst und strengt nach irgendwelchen Yogi-Geboten lebst. Yoga ist keine strenge Religion. Yoga ist für den Menschen da und soll Leichtigkeit in dessen Leben bringen. Klar, musst du selbst dafür etwas tun. Yoga ist wie eine Diät: Du musst damit anfangen, du verlierst langsam an Ballast und es funktioniert am besten mit einer beständigen Lebensumstellung.
Das heißt nicht, dass du ab morgen wie ein Shaolin-Mönche in orange Tücher gehüllt zur Arbeit gehen musst.
Schritte zum yogischen Leben
Als erster Schritt reicht die Entscheidung zur Veränderung. Vom dukha zum sukha - vom Leiden ins Licht. Erkenne, was dich quält, und identifiziere dein Bedürfnis: Was brauchst du, damit es dir besser geht. Für alle To-Do-Listen-Freaks: Das ist bereits Yoga. Die Begegnung mit dir selbst in der Achtsamkeit.
Erst der zweite Schritt ist, den Yoga-Gedanken zu verinnerlichen. Dabei ist die Erkenntnis ganz wichtig: Ich bin es, der Veränderungen herbeiführen kann. Ich brauche nicht länger Opfer meiner Prägungen, eigenen Ansprüche, meiner Umwelt, meiner Kleshas (zur Erinnerung: Avidya - die Unwissenheit, die Täuschung; Asmita - die Identifizierung, das Ego; Raga - das Verlangen; Dvesha - die Abneigung; Abhinivesha - die Todesangst) zu sein.
Dritter Schritt: Nimm dir nicht alle Baustellen auf einmal vor, sondern konzentriere dich auf eine. Und viertens: Yoga und das Ablegen von Dingen, die uns unglücklich machen, funktioniert nicht mit einer einzigen Handlung. Dafür ist tägliches Üben notwendig - und zwar reicht dafür auch nicht eine 20-Minuten-Einheit. Hier braucht es Abhyasa, beharrliches Üben, sprich dauerhafter Fokus darauf.
ÜBUNG
Nehmen wir uns doch einmal etwas aus dem Alltag vor. Lege einmal für eine Woche lang den Fokus darauf, dich weniger aufzuregen. Aufregen ist Reaktion. Die verwandeln wir jetzt in Aktion. Du wirst vom Opfer deiner Trigger, zum bewussten Akteur.
1. Stoppschild hochfahren! Wenn eine Situation kommt, in der du merkst, wie deine Emotionen hochkochen, zB. wenn du dich von deinem Chef ungerecht behandelt fühlst, bau ein Stoppschild ein. Stell dir vor deinem geistigen Auge wirklich das uns allen bekannten rot-weißes-Schild mit großem Schriftzug vor.
2. Triff deine Entscheidung! Halte inne und entscheide bewusst: Willst du dich jetzt darüber aufregen? Ich wette mit dir: Nein. Entscheide dich für nein.
3. Schaffe Abstand! Was jetzt noch wichtig ist, ist, dass du die Sache wie eine dunkle Wolke am Himmel einfach weiterziehen lässt. Halte nicht fest daran, schaffe Abstand und steh zu deiner Entscheidung.
4. Feiere! Freue dich über die Erkenntnis: Du hast es in der Hand, ob du dich aufregst oder nicht. Dein Chef hat keine Macht über dich.
5. Übung macht den Meister! Verurteile dich nicht, wenn es nicht klappt. Sehe es nur als Übung! Die nächste Gelegenheit zur Wiederholung kommt bestimmt.
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