Freitag

Zähme die apokalyptischen Reiter!


Namaste! Super-GAU, Katastrophen-Alarm, Weltuntergangs-Stimmung - Wenn die inneren apokalyptischen Reiter erst einmal losgaloppieren, gibt es kein Halten mehr. Der dunkle Strudel der Ängste erfasst mich und schleudert mich wie einen kleinen Pingpongball in die unkontrollierbare Schwerelosigkeit der unendlichen Weiten des Gefühls-Alls. Kennt ihr das auch?

Dabei wäre es gar nicht so schwer, die apokalyptischen Reiter zu zähmen. Wie, das erfahrt ihr hier:









Bitte einsteigen ins Gedankenkarussell

Es beginnt meistens mit einer Kleinigkeit: ein kurzer Gedanke über deine finanzielle Situation, eine kleine Meinungsverschiedenheit mit deinem Freund, ein genervter Seitenhieb von deinem Chef, dein Auto springt nicht an oder du wirst seit Tagen deine Kopfschmerzen nicht los. Bitte einsteigen ins Gedankenkarussell, die Fahrt geht los! Dann wird aus dem kleinen Geldengpass ein "Ich kann meine Wohnung bald nicht mehr zahlen", aus dem Mini-Streit "Liebt er mich überhaupt? Passen wir überhaupt zusammen? Sind wir nicht viel zu verschieden?", aus der Meckerei des Chefs "Er ist mit meiner Arbeit nicht zufrieden, wahrscheinlich wird mein Vertrag nicht verlängert. Was mache ich dann? Wo finde ich so schnell einen anderen Job?", aus der leeren Autobatterie "Oh nein, mein Auto ist Schrott, die Reparatur ist sicher sauteuer, wahrscheinlich kann ich es gleich verschrotten. Ich hab aber doch kein Geld für ein neues. Wie komme ich dann in die Arbeit?" und aus der Wetterfühligkeit ein Gehirntumor-Horror-Szenario.

Denn wir haben uns nicht nur vom Gedankenkarussell erfassen lassen, das immer schneller und schneller seine Runden dreht, sondern haben auch noch die apokalyptischen Reiter erwischt, die uns jetzt forttragen in das schwarze Loch der Ängste. Mit ihnen kommt die Weltuntergangsstimmung. Aus einem kleinen Problem wird ein riesengroßes, das unbezwingbar scheint. Es ist, als hätte man über sich, seine Gedanken und Gefühle überhaupt keine Kontrolle mehr. Die Reiter reagieren nicht, sie sind mit Scheuklappen unterwegs. Versucht man erst noch den Absprung zu schaffen, sich irgendwo festzuhalten, kriecht eine Lähmung in Körper und Geist. Wir werden zum Spielball unserer Ängste. Freier Fall der Kontrolllosigkeit. Die Wände der Realität sind plötzlich so glatt, dass wir uns dort nicht mehr festklammern können. Unsere Finger rutschen ab. Was tun? Schwindel, Strudel, Sturz, Verzweiflung, Ohnmacht. 

Selbst Hilfe von außen erreicht uns nicht mehr. Die Fänge der schwarzen Reiter halten uns so fest, dass gutes Zureden, Aufzeigen von Alternativen oder liebevolles Trösten entweder an uns abprallt oder alles nur noch schlimmer macht in der eigenene Wahrnehmung. Denn warum, verdammt, versteht der andere nicht, wie ausweglos die Situation ist?!

Doch das ist sie meist ja wirklich nicht. Manchmal reicht es schon wie schon als kleines Kind einfach eine Nacht drüber zu schlafen und die Welt sieht schon wieder anders aus. Der Sturm ist vorüber, die Wolken verziehen sich, die Sonne geht auf und die Reiter sind verschwunden. Doch wenn uns die Super-GAU-Gefühle beuteln, wünschen wir uns nichts sehnlicher als eine Erste-Hilfe-Maßnahme. Und die kann nur aus uns selbst kommen, wir können uns nur selbst vor den apokalyptischen Reitern retten, sie rechtzeitig stoppen und fortschicken.



So zähmst du die vier apokalyptischen Reiter

1. Du bist nicht deine Angst. Für alle vier gilt: Du bist nicht der Reiter, sondern er hat dich gepackt und fortgetragen. Will heißen: Du BIST NICHT dein Gefühl oder deine Angst. Du HAST das schlechte Gefühl oder die Angst. Das ist ein Riesen-Unterschied. Das bedeutet nämlich, dass du sie auch wieder abschütteln und loswerden kannst. Die Angst hat sich nur auf dich drauf gesetzt, deinen innersten Kern, dein unverletzbares Ich kann sie nicht erreichen. Mach dir das in der schlimmsten Angst-Attacke bewusst. Die schlechten Gedanken und Gefühle gehen wieder, dein Ich bleibt davon unbehelligt.

2. Zieh das Stopp-Schild hoch! Daraus kannst du die Stärke nehmen, den Reitern ganz einfach ein großes Stopp-Schild vor Augen zu halten: Bis hierhin und nicht weiter! Ich entscheide mich dafür, dass ihr mich nicht mitnehmt. Sei dir dessen bewusst: Du bist der Regisseur deiner Gefühle und Gedanken. Ja, diese Macht hast du wirklich! Stelle dir also vor deinem geistigen Auge tatsächlich ein Stoppschild vor. Wenn die Reiter es immer und immer wieder probieren, ziehe immer wieder das Stoppschild. Anfangs braucht es einige Wiederholungen, mit der Zeit sind die Reiter nicht mehr so hartnäckig.

3. Aufmerksamkeit lenkt Energie. Hier brauchen wir unsere Taschenlampe der Aufmerksamkeit. Das, was du beleuchtest, steht in deinem Fokus. Wenn du also die negativen Dinge in deinem Leben anstrahlst, stehen diese im Mittelpunkt. Wenn du das Licht aber auf die schönen Dinge lenkst, treten die negativen in den Hintergrund. Und schöne Dinge gibt es selbst in jeder finsteren Situation. Mehr dazu hier.

4. Erste Hilfe. Treten die apokalyptischen Reiter geballt und zu schnell daher kommen, hilft diese Erste Hilfe aus der Traumatherapie: Beantworte für dich einfache Fragen wie "Welcher Tag ist heute? Was gab es zum Mittagessen? An welchem Datum hat meine Mutter Geburtstag?" Das hält deine Aufmerksamkeit in der Realität. Das Gehirn hat nur eine begrenzte Kapazität. Wenn wir es beschäftigen, haben die Ängste weniger Chance, sich aufzubäumen.

Reiter "Existenzangst"
Fragen rund um deine Zukunft, beruflich und finanziell können dich richtig gefangen halten, dir die Luft zum Atmen nehmen. Der Grund ist: Es bäumt sich unsere gesamte Zukunft vor uns auf wie ein unbezwingbarer Berg. Doch jede Wanderung beginnt mit dem ersten Schritt. Und der ist meistens gar nicht so schwer. Also löse den Blick vom Berg und richte ihn auf den Weg direkt vor dir. 

Reiter "Verlustangst"
Das ist ein ganz fieser Geselle, denn er triggert meistens ganz alte Ängste an, die mit der aktuellen Situation oder dem aktuellen Partner oft gar nichts zu tun haben. Es ist dein inneres Kind, das sich in alte Zeiten zurückgeworfen fühlt. Nimm es behutsam an die Hand und sag ihm: "Du wirst geliebt. Du bist richtig so, wie du bist."

Reiter "Selbstzweifel"
Nicht alles, was dich trifft, wurde auf dich abgezielt. Wer seinen Wert nicht kennt, sieht sich oft als ständiges Opfer seiner Umwelt, nimmt jede Kritik tief persönlich und jede Schuld auf sich - sogar für Dinge, mit denen er gar nichts zu tun hatte. Lass die Verantwortung da, wo sie hingehört. Definiere dich nicht über die Lösung der Probleme anderer.

Reiter "Ohnmacht"
Hilflosigkeit, Kontrollverlust, Ohnmacht - wenn sich unter uns plötzlich eine Falltür öffnet und uns das Schwarze verschluckt, hilft eigentlich nur noch loslassen. Ja, ich weiß, nicht die leichteste Übung. Doch kennt ihr die Geschichte vom Mann, der so Angst vorm Abgrund hatte, und dann feststellte, dass er, sobald er losließ, schon wieder festen Boden unter den Füßen hatte? Versuche dich in der Hingabe und dem Vertrauen, dass alles so kommt, wie es kommen muss. Du bist Teil des großen Ganzen und wirst von diesem aufgefangen.


Foto: www.photopin.com

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